Seit 14 Tagen sind wir bei Eintreffen in Lhasa
mittlerweile in Tibet und eine gute Woche unterwegs auf
zum groessten Teil Strassen, die diese Bezeichnung gar
nicht verdienen. Aber es sind rudimentaere Moglichkeiten,
von einem Ort zum andern zu gelangen und wichtiger
Bestandteil des Reiselands "Dach der Welt".
Unter "Westerners" ein stetes Gespraechsthema
(wo in unsern heimatlichen Gefilden erfaehrt man schon so
eine umfassende Palette ausgefahrener Naturstrasse in
allen Schweregraden), wird dieser Umstand von den
Tibetern gelassen hingenommen. Wir sind nicht die
Einzigen mit mit Weh-Wehchen am fahrbaren Untersatz - das
gehoert hier zum Alltag. Auf besonders
"herausfordernden" Teilstuecken steht alle paar
Kilometer und ueber die Paesse in diesen extremen
Hoehenlagen alle paar Hundert Meter ein Pechvogel - je
nach Eintritt des Schadenfalls mitten auf der Strasse
oder bestensfalls am Wegrand. Unser Iveco verlangte hier
auch nach zwei neuen Blattfedernpaketen (Kostenpunkt samt
Einbau Y 2'680.-/sFr. 415.- total), einem neuen
Windfluegel zu 40.- Y/sFr. 6.-- (mangels Iveco-Modell
Jeep-Exemplar plus Modifizierung und Anpassung durch FB),
erneutem Schweissen des Armaturenbrett-Quertraegers und
natuerlich verschiedenster Ersatz-Schrauben. Weiters
mussten wir uns nach nunmehr 25'000 km Reisekilometer vom
ersten abgelatschten Pneu verabschieden. |
Autofahren ist hier Gemuetssache und das
zerstreut Lenken mit dem Natel am Ohr hat hier auch schon
vereinzelt Einzug gehalten. Wichtigster
Ausruestungs-Gegenstand allerdings ist die Hupe, die hier
konstant im Einsatz ist. Vor allem in Staedtem und
Ortschaften ist alles vorhanden fuer einen geregelten
Verkehrsablauf: Markierungen wie doppelte
Sicherheitslinien, Ver- und Gebots-Tafeln, Lichtsignale
(in und ausser Betrieb), uniformierte Ordnungshueter mit
Trillerpfeifen - wir haben bloss noch nicht
herausgefunden, fuer wen! Wir werden unsern derzeitigen
Fahrstil recht laeutern muessen, wollen wir am Steuer mal
wieder vor den scharfen Augen der Schweizer Polizisten
bestehen. |
Lhasa ist fuer uns gleichbedeutend mit
uns Wohlsein-Lassen. Wir wohnen im "Kirley
Hotel", schlafen nach unserer Wahl aber im Camper.
Wir bezahlen proforma fuer das guenstigste Doppelzimmer
Y. 50.- pro Nacht, parken dafuer sicher und zentral im
Hotel-Compound und machen ausgiebig Gebrauch vom
kostenlosen Hotel-Waschservice. Die Hauptstadt liegt auf
angenehmen 3'650 m ue.M., aber laengst haben wir uns
akklimatisiert und fuehlen uns auch bei ueber 5'000m
hohen Passuebergangen unbeeintraechtigt und gesund.
Bemerkbar machen sich hoechstens durch die generelle
Trockenheit unterwegs die trockenen Fingerkuppen mit
kleinen, unangenehmen Rissen darin, die staubverkrusteten
oder gar blutenden Nasenschleimhaeute, Koerper- und
Gesichtshaut wie Greise oder Haelse wie Marabus - alles
in allem nichts, was etwas Koerpercrème oder viel
Trinken nicht beheben wuerde. |
In unzaehligen Laeden und mobilen
Verkaufsstaenden kann man sich eindecken. Grossen Anteil
am Umsatz haben die verschiedenen Komponenten der Wander-
und Trekking-Ausruestung von der eingestandenen Kopie von
Markenprodukten (eine solche Goretex Jacke North Face mit
warmen Futtereinsatz z.B. ist unter $ 20.- zu haben) bis
zur angeblichen Original-Version. Souvenirs sind im Bakhor-Bezirk
nicht wegzudenken, angefangen beim Silberschmuck mit
Amber, Koralle und Tuerkissen ueber Gebetsmuehlen, von
Buddha-Statuen in allen Groessen, Materialien und Formen
bis zu Thangkas oder bunten Gebetsfahnen. Restaurants
gibt es in Huelle und Fuelle in allen Variationen in
Bezug auf Groesse, Speiseangebot, Preisklasse und
natuerlich Sauberkeits-Standard. Nach ueber 5 Monaten
unterwegs duerfen wir uns erlauben, mal wieder
bescheidene westliche "Delikatessen" wie Pizza,
Pommes Frites, Capuccino und Apple Pie anstatt lokaler
Spezialitaeten im Snowland oder Dunya zu bestellen.
Touristisch sind wir voll beschaeftigt. Wir besuchen den: |
|
|
Jongkang
Seinen Ursprung hat der Jokhang Tempel im 7. Jht.. Er
wurde erbaut, um die Mitgift der nepalesischen Prinzessin
Bhrikuti, ein Bild von Mikyoeba(Akshobhya), zu
beherbergen und ist ihr zu Ehren ostwaerts nach Nepal
gerichtet. Zur gleichen Zeit wurde der Ramoche Temple
errichtet, um das Bildnis von Jowo Sakyamuni (Sakya
Thukpa), von der chinesischen Gattin Wencheng nach Tibet
mitgebracht, unterzubringen. Aber die chinesische
Prinzessin veranlasste, dass auch diese Statue zur
sicheren Aufbewahrung ebenfalls in den Jokhang verlegt
wurde. Dank dem fuenften Lama gewann im 17. Jht. Lhasa an
Bedeutung und wurde Mittelpunkt der tibetischen Macht,
worauf der Jokhang renoviert und vor allem drastisch
erweitert wurde. Der Temple befindet sich auch heute in
kontinuierlicher Renovation, wie auch wir unschwer
feststellen koennen. Touristen werden am morgens und am
Nachmittag zwischen 15.30 und 18.00h durch einen
separaten Eingang gegen ein Entgeld von 55.- Y./Person
eingelassen. Die Assembly Hall ist bei unserem Besuch
voller Moenche, die gerade dabei sind, ihre Schriften zu
rezitieren. Dabei wirken sie gar nicht etwa konzentriert,
sondern haben noch genuegend Musse, untereinandern
zwischendurch zu schwatzen, ueber mehrere Koepfe hinweg
sich mit Zeichen zu verstaendigen und die gerade vom
Oberhaeuptling verteilte Entlohnung nachzuzaehlen und
zwischen den vielen Falten der roten Tuecher zu
versorgen. Wir umrunden diese Gruppe und besichtigen,
begleitet vom steten Gemurmel und vom Duft der vielen
Raeucherkerzen, die vielen seitlichen Kapellen mit
Abbildern unzaehliger Statuen der verschiedensten
Buddhas, ueber deren Gesichter und Namen wir die
Uebersicht verloren haben. |
Ganz toll ist die Aussicht vom goldenen
Dach des Tempels ueber die benachbarten Daecher von Lhasa
und natuerlich in westlicher Richtung auf den erhabenen,
alles dominierenden Potala. Das Wetter laesst allerdings
mit einzelnen Regentropfen und grauem Himmel etwa zu
wuenschen uebrig.
Rund um den Jokhang sind auf der kleinen Kora und durch
die Strassen des Bakhor-Bezirks auf der grossen
Kora Pilger allen Alters und Herkunft unterwegs (wie man
sie natuerlich ebenfalls bei der Umrundung des Potala
antrifft). Am spaeten Nachmittag ist das Sonnenlicht
ideal. Wir stehen mit Kameras bewaffnet auf dem grossen
Platz vor dem Tempel und machen eine Reihe
Schnappschuesse von den vielen interessanten Gestalten
und Gesichtern. Wie schon auf unserer Reise vor Jahren in
Zentralamerika erlebt, haben auch hier die alten Weiblein
Zeit, neben dem inbruenstigen Gebete murmeln und
Gebetsmuehlen schwingen noch kurz Fredy ueber die
behaarten Arme zu streicheln. Fuer sie ist das ein
Phaenomen, da die Tibeter keine Koerperbehaarung an
Armen, Beinen und auf der Brust haben. |
|
Potala
Der Potala ist die traditionelle, aber heute verlassene
Residenz der Dalai Lamas und steht als Erinnerung an die
tibetische Hoffnung auf Selbst-Verwaltung. Frueher stand
im 7. Jht. an dessen Stelle der 130 m hohe "red
Hill", der Palast des Koenigs Songtsen Gampo. Der
fuenfte Lama begann hier 1645 den Bau des Weissen
Palastes (Karpo Potrang) und zuegelte drei Jahre spaeter
in diese neue Residenz. Er veranlasste auch den Ausbau
des Roten Palasts (Marpo Potrang), starb aber vor dessen
Fertigstellung. Sein Tod wurde geheimgehalten und erst 12
Jahre spaeter nach Abschluss der Bauarbeiten verkuendet,
als er im neuen roten Palast auch beigesetzt werden
konnte.
Der Potala war fuer die nachfolgenden Lamas seither
Wohnsitz. Nach der Errichtung des Norbulingka
Sommer-Palastes im spaeten 18. Jht. wurde er allerdings
nur noch als Winter-Residenz genutzt, war aber Sitz der
tibetischen Regierung. Im fruehen 20. Jht. unternahm der
13. Lama noch einige Umbauten und Aenderungen am Weissen
Palast. Waehrend der Vergeltungsmassnahmen wegen des
populaeren Widerstandes von 1959 gegen die Chinesen nahm
er zum Glueck nur leichten Schaden. In der Zeit der
Kultur-Revolution wurde er dank Zhou Enlai vom dessen
eigenen Truppen geschuetzt. 1980 wurde er der
Oeffentlichkeit wieder zugaengig gemacht und 1995 eine 4
Mio. US $ Renovation beendet.
Zu seiner Besichtigung muessen wir zuerst zu Fuss den
Huegel erklimmen, was uns bedenklich schnaufen laesst.
Entgegen seiner luftigen Lage ist das Innere fuer mein
Empfinden zwar beeindruckend aber eher duester und mit
seinen verwinkelten Gaengen fast unheimlich. In
unzaehligen Raeumen und Kapellen sitzen betende oder
meditierende Moenche, oftmals in Gesellschaft von Katzen,
und lassen die Besucher an sich vorueberziehen. Auf dem
Dach des Weissen Palasts liegen die Privatgemaecher und
offiziellen Empfangsraeume des 13. und 14. Lamas. Gleich
ihnen geniessen wir die erhebende Aussicht auf die Stadt
Lhasa. |
|
Bevor wir die unzaehligen Stufen zurueck zu den
normal Buergerlichen wieder unter die Fuesse nehmen
staerken wir uns mit einem kuehlen Getraenk und statten
auch dem stillen Oertchen - ebenfalls sehenswert noch im
Original-Zustand - einen Besuch ab |
|
Drepung Monastry
Das 1416 gegruendete Drepung Kloster der
Gelupa-Glaubenrichtung liegt 8 km ausserhalb von Lhasa.
Wir spazieren durch die Anlage und geniessen die Aussicht
zurueck auf die Hauptstadt. Von da aus kontrollierten die
fruehen Lamas ganz Zentraltibet und die Graeber des
zweiten, dritten und vierten Lamas befinden sich deshalb
hier. Als sich der fuenfte Lama im fruehen 17. Jht. zum
Bau des Potalas entschloss, lebten zwischen 7'000 und
10'000 Moenche in diesem Kloster, heute sind es nur noch
um die 600. |
|
Die Haupt-Versammlungs-Halle ist die groesste Baute
im ganzen Komplex und hat mit seinen 180 tragenden
Holzsaeulen und den vielen Thangkas (Buddha-Bilder auf
Pergament gemalt und in bunte Stoff eingefasst) eine
spezielle Atmosphaere.
Imposant ist vor allem auch die grosse alte, verrauchte
Kueche, die hier besucht werden kann und ein
merkwuerdiges Sammelsurium von Althergebrachten
Geraetschaften bis zum Dampfkocher aus heutiger Zeit
umfasst. Fuer einmal gebe ich zusatzlich zum Eintritt
noch zweimal Fotogebuehren aus, um diese Eindruecke
fotographisch zu dokumentieren. |
Sera Monastry
Dieses, ebenfalls aus der Gelugpa-Schule, stammt aus
dem 15. Jht., hatte einst eine grosse Moenchsbevoelkerung
und war beruehmt fuer seine fuenf Lehranstalten. Zur Zeit
der chinesischen Invasion 1959 waren allerdings nur noch
deren drei in Betrieb (Sera Me fuer die fundamentale
Lehre des Buddhismus, Sera Je zur Instruktion von
Moenchen aus ausserhalb Tibets und Sera Ngagpa fuer
Studien der Tantrics) und der Komplex ueberstand sie mit
nur relativ leichtem Schaden. Die ganze Anlage ist im
Gegensatz zu den andern voller Baeume, die ein angenehmes
Klima schaffen. |
Und "last but not least" suchen
wir das Royal Consulate of Nepal auf, wo wir innert 24
Std. ohne Probleme fuer 255.- Y./Person das uns noch
fehlende Besuchervisum fuer das naechste Land auf unserem
Reiseplan erhalten. |
Fuer einen 2-taegigen Abstecher fahren
wir erst zum Drigung Til Monastry, dem 1167
gegruendeten Hauptkloster der Drigungpa Schule. Heute
leben hier noch gut 200 Moenche. Wir entrichten unseren
Obolus von je 25.- Y., aber die meisten Pforten zu den
verschiedenen Tempel sind, bis wir gegen Abend
eintreffen, schon geschlossen. Wir koennen nur noch die
Main Assembly Hall besichtigen und steigen anschliessend
bergwaerts. Die 180o-Aussicht ueber das
tieferliegende Drigung-Tal mit dem silbrig glaenzenden
Fluss ist allein schon einen Besuch wert.Wir gelangen zur
heiligsten Sky burial Site von Tibet ueberhaupt. Die
Glaeubigen reisen ueber Hunderte von Kilometern an, um
ihre Verstorbenen hierher zu bringen. Der Leichnam wird
nach Gebeten, deren Laenge von den Spenden der
Angehoerigen abhaengt, oberhalb des Kloster auf einem
runden speziellen Platz den Voegeln zum Frass hingelegt.
Damit die Raubvoegel und Kraehen auch die Knochen
verzehren, werden diese zusaetzlich mit Tsampa vermischt.
Alle persoenliche Habe des Toten wird den Hang hinunter
geworfen und verrottet irgendwann.
Auch am Abend unserer Uebernachtung wurde zu Pferd wieder
ein Toter in Sack verschnuert angeliefert. Als wir vom
Rundgang auf den Klosterhof zurueckkehrten, ist viel
rotes Tuch um unseren Camper herum auf den Beinen und
wenig spaeter versammeln sich die Moenche vor dem Tempel,
um dem Toten zu Ehren ganze Litaneien an Gebeten zu
murmeln. |
|
Fuers Tidrum Nonnenkloster jagt uns unser
Guide 2 Std. lang ueber Stock und Stein. Nach anfaenglich
sandiger Strasse fahren wir bald auf einem steinigen
immer schlechter werdenden Weg, am Schluss nur noch mit
15 km und gar in 4-Rad-Antrieb und Untersetzung auf ueber
5'000 m hoch. Ich ueberlege mir noch, dass die Nonnen
vermutlich ganz haessliche Gestalten seien, wenn man sie
so weitab verstecken muss. Zu guter Letzt stehen wir
nicht wie erwartet vor dem Kloster sondern ambitteren
Ende des Wegs hinter LKW und Leuten, die eben erst daran
sind, eine Fortsetzung der Strasse zu bauen. Ein Palaver
zwischen Guide und Arbeitern bringt's an den Tag - leider
ist's das falsche Tal! |
|
Wir verzichten auf weitere Versuche und
drehen anschliessend nordwest-waerts. Wir folgen dem Flusslauf
des Rong Chu, der uns entgegen fliesst, und erleben
eine ganz andere Landschaft. Hier leben sesshafte Bauern,
deren Haupteinkommen aus dem Ackerbau kommt. Viele von
ihnen sind mit ihren Familienangehoerigen zur Zeit daran,
den Raps per Handsichel zu maehen und vereinzelt auch
schon die Gerste einzubringen. Was man so Strasse nennt
gestattet uns einen Schnitt von 20 km/h. Immer wieder
muessen wir Tuempel und Wasserstellen der dem Hauptfluss
Wasser zufuehrenden Baeche aus unzaehligen Seitentaelern
durchqueren. Ungeachtet dessen ist die Fahrt ueber diese
70 km eine Augenweide durch eine fruchtbare, im
Sonnenlicht satt leuchtende Gegend. |
In Phodo Dzong wechselt das Bild.
In der Umgebung dieses Kreuzpunktes sind erstmals wieder
Nomaden zu sehen. Ab da dann fahren wir durch Weideland
und an Yak- und Ziegen-, vereinzelt Schaf-Herden vorbei.
Dieses 50 km Verbindungsstueck zur Route 109 bringt die
Touristen zum Reting Monastry, auf dessen Besuch wir
verzichten. Es ist doppelt so breit wie der Weg bis
anhin, aber hat auch mindestens doppelt so viele
Schlagloecher über die ganze Breite verstreut, da sie
von LKWs, die Kies und Steine transportieren, befahren
wird.
Bei Danzhung biegen wir auf die Hauptverbindung
ein, und wirklich reicht der Teer von Lhasa her bis
hierher. Aber 16 km spaeter haben uns die Schlagloecher
wieder auf der Zufahrt zum Namtso Lake. Bevor wir 40.- Y.
pro Kopf Tribut fuer den Nationalpark Namtso entrichten
koennen und dafuer zwei Plastiksaecke fuer den
"rubbish" in die Hand gedrueckt erhalten, muss
erst noch ein Plattfuss vorne links gewechselt werden.
Zum Glueck bessert sich die Naturstrasse etwas und wir
koennen einigermassen fluessig auf den 5'203 m hohen
Largen La fahren und von da einen ersten Blick auf unser
Tagesziel, den blauen Namtso Lake werfen. Dieser
See liegt auf 4'718 m Hoehe und ist mit 70 km Laenge und
30 km Breite der zweitgroesste Salzsee in China. Seine
Ufer sollten mit Zelten der Nomaden und ihren Herden
gepunktet sein, aber wir sehen auf der ganzen heeren
Weite nicht eine Behausung oder ein Stueck Vieh, da diese
jetzt im Spaetsommer bereits in die tieferen Lagen
gewechselt haben. |
Wie die meisten Touristen steuern wir auf Tashi Dor
Monastry auf einer Halbinsel am Suedostuefer zu. Das
Kloster besteht eigentlich nur aus einer kleinen Kapelle
unweit der Uebernachtungszone, wo saisonale Zelt- und
Budenstaedte stehen. Wir pruefen die noch angenehme
Wassertemperatur am Ufer unten, parken mitten auf dem
Uebernachtungs-Gelaende (haben aber trotzdem unweit von
uns in Hoerweite einen Generator uebersehen, wie sich
beim Einnachten herausstellt) und machen uns auf, den
kleineren der beiden Huegel mit freier Sicht auf den See
zu besteigen. Die Bewaeltigung der zusaetzlichen 150 m
bringt uns auf dieser Meereshoehe ganz schoen ins
Schnaufen! |
|
Dafuer erscheint dann das Wasser auch wirklich so
blau oder stellenweise tuerkis wie im Reisefuehrer
beschrieben, und sogar der 7'111m hohe Nyenchen Tanglha
und das umliegende Massiv lassen sich blicken. Bald
darauf ziehen schwere Wolken auf und der Himmel wird
relativ frueh dunkel. Ueber Nacht wandeln die Berge und
Huegel ennet dem See ihr Gesicht total, sind bis auf
See-Ebene hinunter weiss verschneit, so dass wir an
naechsten Morgen fasziniert eine voellig neue Gesicht der
Umgebung geniessen. |
Unsere Tage in Tibet und somit auch in
Lhasa sind gezaehlt. Vorbei am Sommerpalast Norbulingka
und weiter ausserhalb der Stadt an einem in Fels
gehauenen Buddhat aus dem 11. Jht. verlassen wir am
Montag, den 13. September 2004, die Hauptstadt. Die
Strasse folgt dem Lhasa-Fluss und ist mit Birken und
Pappeln bestanden, deren Laub schon gelb zu werden
beginnt - der Herbst naht. Erstmals seit Tagen haben wir
einen strahlend blauen und wolkenlosen Himmel. Nachdem
wir immer wieder beim Guide "gebohrt" und nicht
nachgelassen und Fredy ihn in ein Hotel von Gyantse
zwecks naehrer Abklaerungen anrufen geheissen hatte, ist
eingetreten, was wir nicht mehr zu hoffen gewagt hatten.
Wir fahren stadtauswaerts auf der urspruenglich geplanten
Route via Gyantse, die angeblich gesperrt sein sollte,
und muessen nicht auf derselben Route zurueckkrebsen, auf
der wir hierher gekommen sind.
Da die direkte Verbindung wegen der Strassenarbeiten
ueber den Kamba-la gesperrt ist, muessen wir einen Umweg
von 34 km in Kauf nehmen und erst fast die 85 km bis zum
internationalen Airport rausfahren. Da schlagen wir einen
Haken schlagen und drehen beim Kloster Gongkat ab.
Von der Strassenqualitaet da wollen wir nicht reden, wir
haben es ja so gewollt - aber der Ausblick ueber das
durchquerte Flusstal und die huebschen Siedlungen in den
Anhoehen mit ihren terrassierten Kornfeldern
entschaedigen uns fuer alles Gerumpel. Nach 111 km stehen
wir auf einen kleinen Pass von 4'728 m und eine Kehre
spaeter erblicken wir den herrlich blauen Yamdrok See.
Die kleinen Doerfer, im Winter von der Umwelt
abgeschnitten, sehen hier mit zweistoeckigen Haeusern,
meist aus Steinen gefertigt, ganz anders fast wie kleine
Kastells aus. Ueberall steht hier in der Hoehe noch das
Korn in den Feldern. Zum Teil sind die Aecker so mager
bestanden, dass, wo bereits reif, nicht bemaeht sondern
die einzelnen Halme von Hand ausgerupft werden. |
|
|
Am Kopfende dieses auch Skorpion-See
genannten Wassers duempeln zwei Faehren im See, sind aber
nicht mehr in Betrieb. Der Yamdrok-See gehoert fuer die
Tibeter zu den vier heiligen Seen, waehrend die Chinesen
darueber praktischer denken. Fuer sie ist er ein Mittel,
um mit der hydroelektrischen Anlage Strom zu fabrizieren,
und obwohl der Dalai Lama gegen diese Nutzung war,
begannen 1997 die Turbinen trotzdem mit ihrer Produktion.
Dieses Projekt ist eine kontroverse Angelegenheit. Da der
See keinen unmittelbaren Zu- und auch keinen Abfluss hat
fuerchtet man, dass er in 20 Jahren ausgetrocknet sein
koennte, obwohl die chinesischen Wissenschaftler darauf
hinweisen, dass mit ueberschuessigen Strom wieder Wasser
in den See hinaufgepumpt werde.
Unmittelbar nach der Anlegestelle muessen wir bei km 142
nach Chushul einen Zwangshalt machen, da angeblich
das Government den Stand der Strassenbauarbeiten
ueberprueft. Allzu fortgeschritten sind sie noch nicht,
und wie gehabt geht es weiter manchmal fast im
Schritttempo auf scheusslichster Strasse um den
noerdlichsten schmalen Seearm. Ein beruhigendes Zeichen,
dass die Strasse wirklich durchgehend ist, sind die
einzelnen gecharterten Landcruiser mit andern Touristen,
die sich in derselben Richtung wie wir bewegen.
Nach Nangartse verlassen wir den See endgueltig
und fahren gemaehlich zwischen fast schwarzen Bergen bis
auf den 5'025 m hohen Karen La. |
Jenseits der Passhoehe fahren wir direkt
am 7'191 m hohen Mt. Nojin Kangtsang (Nazin Kang
Sa)-Massiv und in minimaler Distanz an seinem Gletscher
vorbei. Als wir Touristen auftauchen und fuer eine Foto
halten, sind wir sofort von Einheimischen umringt, die
polierte Steine an den Mann resp. die Frau bringen
wollen. Fredy wacht darueber, dass ich nicht allzu weich
und das Campergewicht nicht uebermaessig erhoeht wird,
und so ist nur einer ist der glueckliche Verkaeufer.
Dafuer muss er recht mit dem Preis tauchen, von
urspruenglich 100.- auf 30.- Y.
Das kleine Fluesschen, dem wir anschliessend folgen,
mausert sich dann irgendwann zu einem Stausee von
tuerkisgruener photogener Farbe. Die Gegend ist herrlich
und wird im immer waermer werdenden Abendlicht immer
malerischer. Nach 7 Std. Fahrt und 287 km erreichen wir
nach Gyantse. Die Stadt wird dominiert von
burgartigen Regierungsgebaeuden, so dass man das darunter
gelegene Kloster fast uebersieht. Der grosse, ebenfalls
weither sichtbare Stupa ist beruehmt. Aber wir wollen
trotz aller Herrlichkeit noch nicht hier stoppen, sondern
am selben Tage noch 1 3/4 Stunden weiter bis nach Shigatse
fahren, damit wir am naechsten Tage nicht eine zu lange
Strecke bewaeltigen muessen. Wollen wir nach Tingri
wirklich hoch zum Everest Base Camp, muessen wir den
Zeitplan einhalten und am Ball oder besser gesagt, auf
den Raedern bleiben. |
Genuegend Wasser und Diesel gebunkert und
ab die Post bei Tagesanbruch. Die Strecke von Shigatse
nach Lhatse ist uns von der Herreise her bekannt,
aber zum Glueck sieht sie von der anderen Seite aus und
erst noch bei strahlend schoenen Wetter befahren mit den
geradezu leuchtenden Kornfeldern ganz anders aus. |
|
|
Ueberall sind die Familien am Korn
schneiden. Jede Gruppe singt bei der Arbeit und der
Gesang schwebt wie ein Kanon ueber der ganzen Ebene und
wiederholt sich auf jedem Feld. - dies ungeachtet von
harter Arbeit und Widrigkeiten wie von stehendem Wasser
bedeckten Boeden, in deren Nass die Leute in ihren
normalen Kleider und Schuhen stehen. An den miesen
Strassenverhaeltnissen hat sich jedoch seit der Herfahrt
nichts geaendert! Mit grosser Staubwolke hintennach
ziehen wir ueber die loechrige, wellige Kiesstrasse und
ueber den Tsuo La.
Kurz vor Lhatse um 11.30 h halten wir erneut.
Diesmal bei der Gruppe von Bikern von Adventure Tours aus
Affoltern, die auf offenem Feld ihre Ruhepause und und
Picknick zum Lunch geniessen. Wir werden herzlich
willkommen geheissen und auch gerade mitverpflegt.
Unserem Guide schmeckt dashalbwegs schweizerische Menue
nicht so ganz und er bittet darum, beim Lhatse Hotel
einen kurzen Halt einzulegen, damit er sich noch auf
chinesisch sattessen kann. |
Nach Lhatse folgen wir der stetig
steigenden Strasse bis auf den Gyantso La von
5'220 m und begegnen kaum mehr Leuten, nur noch wenigen
Vehikel und ein Paar Yaks. Zum ersten Mal erblicken wir
beim Eingang zum Qomolangma Nationalpark im Hintergrund
klar den Mount Everest mit seinen benachbarten Gipfeln.
Sollte wider Erwarten das Wetter umschlagen, machen wir
zur Vorsicht mal ein erstes Foto.
Am Abend stehen wir beim Dingri Hotel im Hof und
verschlingen den im Dampfkochtopf vorgekochten
Yak-Goulash, der rechte lange Zeit brauchte, um
ueberhaupt "lind" zu werden. Wir haben bereits
unsere Tickets fuer das Qomolangma National Nature
Preserve geloest, damit wir morgen frueh keine Zeit damit
verlieren: 65.- Y. pro Person und 405.-- fuer Autos. |
Der 15. September2004 ist erneut ein
strahlend schoener Tag - gerade richtig, um den Mount
Everest zu besuchen. Es ist schoen, so in den erwachenden
Tag hinein zu fahren, wenn nur das Aufstehen nicht waere.
Da man mich im Wonderland mit einem Kuchen versetzt hat,
bereit ich dem heutigen Geburtstagskind Fredy wenigstens
einen feinen Zmorge zu: French Toast.
11 km ausserhalb New Tingri (Shegar) verlassen wir
die Hauptstrasse und haben bereits einen Check Point
hinter uns. Am offiziellen Eingang zum Qomolangma
National Nature Reserve in Chay dauert es dann
eine ganze Weile, bis die Billets entwertet sind und der
Guide wieder erscheint. Auf relativ kurzer Distanz
erreichen wir den Pang La mit 5'120 m Hoehe. Und
da tut sich uns ein wunderbarer Blick auf den ganzen
Himalaya Range. In Reih und Glied stehen sie, die 8'000er
- von Westen her gesehen: Cho Oyo/ 8'201m, Gyachung/knapp
8000m, Qomolangma=Everest/ 8'848m, Lothse/ 8'516m,
Makalu/ 8'463m mit strahlend weiss verschneiten Haengen
und darunter ein dichtes Nebelmeer - diese Ansicht ein
einmaliges Geburtagssgeschenk. Wir erwerben tibetische
Gebetsfahnen als Souvenir, welche an der
Rinderweidstrasse bei unserer Rueckkehr in die Schweiz
unsere Ankunft verkuenden sollen.
Erdstrasse fuehrt dann in endlosen Kurven hinunter ins Dzaka
Valley. Der Nebel streicht die Haenge empor
aufwaerts, aber wir befinden uns nur kurz darin und bald
unter dieser Schicht. Bei Tashi Dzom erreichen wir
die Talsohle und auf schlechtester Ruettelstrasse fahren
wir erst westwaerts, meist ohne die Bergpracht sehen zu
koennen. Ueberall wird auch hier auf den Kornfeldern
gearbeitet und die Szenerie mit den vielen
Garben-Gruppen, den satten manchmal noch gruenen, meist
aber gelben bis braeunlichen Felder ist praechtig. Nach Choezdom
drehen wir dann suedwaerts und bergwaerts und etwa eine
halbe Stunde bevor wir Rongphu Monastry mit 5'011
m erreichen, kann man endlich den Everest in seiner
vollen Groesse erblicken. Unzaehlige Expeditionen
versuchten den Gipfel dieses hoechsten Berges der Welt zu
erreichen. Mir ist unerklaerlich, was diese Bergsteiger
zu solchen Strapazen durch Eis und Schnee in duennster
Luft treibt. Als Ersten gelang es am 29. Mai 1953 dem
Neuseelaender Edmund Hillary und Sherpa Tenzing Norgay zu
einer Zeit, als die Ausruestung noch nicht so ausgefeilt
war wie heute. |
Wir sind nicht die einzigen Touristen
hier. Im Rongphu Hotel ist gerade
"Schicht-Wechsel". Jetzt gegen 13.00h reisen
diejenigen ab, die gestern Abend angekommen und heute
morgen das Base Camp besucht haben. Wir essen erst mal
einen kurzen Lunch. Fredy waere bereits, die restlichen
gut 6 km von Rongphu zum Mount Everest Base Camp zu Fuss
zurueckzulegen, ich plaediere fuer eines der kleinen
2-Personen-Pferdefuhrwerke. Um 13.45h starten wir -
inspiriert durch die dick vermummten andern Reisenden,
einige gar mit Sauerstoff-Patronen ausgeruestet - warm
angezogen.
Wir merken bald, dass wir das Fuhrwerk mit dem lahmsten
oder aeltesten Gaul erwischt haben. Der Kutscher schwingt
zwar seine Seil-Peitsche neben dem Pferde oder ab und zu
mal in dessen Hinterbeine, ruft staendig
"chui". Aber das alles hilft nichts und er geht
fortan zu Fuss. Bei Wegstein 5km vor Camp verlaesst auch
Fredy bei einer Steigung den Karren, weniger spaeter bei
3,5km kapituliere auch ich, denn das Gefuchtel und
Peitsche schwingen ist nicht angenehm. Ohne Passagiere
schafft der Kutscher es knapp, noch vor uns
schweratmenden notgedrungenen Wanderern fast 1 ½ Std.
spaeter ins Base Camp einzufahren. Eine ganze kleine
Zeltstadt mit primitiven Restaurants markieren den
Endpunkt des Ausflugs. Ebenso zelten verschiedene Gruppen
da oben. Der einst strahlend blaue Himmel hatte sich
inzwischen jedoch immer mehr mit Wolken gefuellt, die nun
unser Ziel, den Mount Everest, verdecken! Wir warten
sicher eine halbe Stunde lang an der Sonne, die auf
dieser Hoehe noch so erstaunlich kraeftig ist, dass wir
Faserpelz und Windjacke ausziehen muessen, aber keine
Besserung tritt ein. Immerhin koennen wir, da es nun
hauptsaechlich abwaerts oder ebenaus geht, auf dem
Rueckweg bis auf eine kurze Gegensteigung zurueck nach
Rongbuk Monastry fahren. Dort angekommen, erwartet der
Fahrer sogar noch ein Trinkgeld fuer den
"super" Transport. |
Am naechsten Tag stehen wir frueh auf und
muessen sogar noch warten, ehe es nach 7.30 h hell wird.
Der Everest praesentiert sich klar mit einem Nebelmeer zu
seinen Fuessen. Als wir bei den Rosskutschen stehen,
zieht noch mehr Nebel ins Tal und vor den Berg und wir
zoegern est, ob wir nochmals losfahren sollen. Unterwegs
sieht es bedenklich aus und ich zweifle insgeheim, ob
nicht auch dieser Ausflug "fuer die Katz'" sein
wird. Viel schneller als am Vortag kommen wir mit dem
heutigen Fuhrwerk auch nicht voran, und zumindestens
Fredy erbarmt sich des Gauls und marschiert wieder ein
Stueck zu Fuss. Das Base Camp schliesslich liegt bar
jeden Nebels, der waehrend unserer langen
"Anreise" sich aufgeloest hat. Es ist saukalt,
aber als dann die Sonne hinter den Bergruecken
hervorbricht, ist alles Frieren vergessen. Ein
unvergesslicher Anblick dieses hoechstens Berges der
Welt. Es sind noch viele andere Fruehaufsteher unterwegs,
alle dick vermummt, und wir knipsen uns gegenseitig ab,
um Erinnerungsbilder zu haben an dieses Augenblick. |
|
Unser Fuhrwerk hat hinten platt - dies
allerdings schonauf dem letzten Wegdrittel. Aber ein
Tibeter flickt nicht etwa als wir im Camp oben angekommen
sind in der fast einen Stunde Aufenthalt den Reifen,
sondern trinkt in aller Seelenruhe Tee und lamentiert
nachher, er koenne uns nicht mehr zurueckfahren. Wir
kennen kein Pardon, denn der Reifen sowieso von der
Bergfahrt her futsch und wir deuten ihm, dass wir uns auf
die entgegengesetzte Seite setzen und er so trotzdem uns
zurueckfahren kann. Allerdings stellt er sich dann dumm,
bringt seinen Gaul nicht in Schwung, bis ihm Fredy die
Peitsche aus den "Tappen" nimmt, damit kloepft
und so das Ross einigermassen in Schwung bringt. Auf
halbem Weg koennen wir spaeter umsteigen und finden einen
flotteren Kutscher, der uns in absehbarer Zeit
zurueckbringt. Im Hotel herrscht viel Betrieb und wir
finden viele Backpacker zum Plaudern, bevor wir nach
einem Blick auf das Kloster Rongbuk mit seiner Stupa uns
auf den Weg machen. |
14 km nach Start biegen wir in die
Lotterstrasse Richtung Old Dingri ab, die nach Auskunft
von Einheimischen aber nicht von Trucks (damit meinen sie
jeweils unser Vehikel) befahren werden koenne. Den Grund
dafuer sehen wir, als wir in der Folge ueber Gestein und
Sumpfloecher schwanken. Auf dem hoechsten Punkt bei
einigen leichten Schneeflocken auf 4'700 m machen wir
Mittagsrast und suchen uns dann den Weg durch ein
Riesenbachbett voller runder grosser Fluss-Steine und
anschliessend dem Tal entlang mit ausgiebig
Moeglichkeiten zum Schraeghangfahren, was ich wie die
Pest hasse. In einem kleinen Ort verirren wir uns fast.
Die Einwohner haben die normale Strasse gesperrt und auf
allen trockenen Flaechen reifes Korn zum Dreschen
gelagert. Der Verkehr muss sich einfach auf Umwegen
zwischen Zaeunen, Graeben und Boeschungen
hindurchschlaengeln. Man merkt, dass hier staendig
Touristen vorbeikommen. Die Erwachsenen zum Teil und vor
allem die Kinder winken und machen anschliessend gerade
die hohle Hand. Schon der Nachwuchs der Nomaden in den
Huegeln oben strotzte nur so von Dreck und
"Schnudernasen", der in den Doerfern ist trotz
reichlich vorhandenem Wasser nicht viel besser dran.
Da wir einmal auf Anweisung des Guides nach einem Stueck
mit vielen Wasserlaeufen und Tuempel nicht ueber die
Bruecke links sondern geradeaus weitergefahren sind,
erreichen wir Old Dingri nur mit viel Glueck ueber
einen kleinen Steg vom andern Ende her. Viel ist hier
nicht los hier, aber wir fahren gerade an einer dieser
kleinen Universal-Werkstaetten vorbei, wo man schweissen
und uns so den wieder gebrochenen Lufttank-Halter ein
weiteres Mal reparieren kann. Wir uebernachten im Hof des
Am do Hotels mit andern Reisenden zusammen, die wir auf
dem Weg hierher schon mehrmals getroffen und gesprochen
haben. Wir haben kurzfristig beschlossen, schon hier zu
stoppen und hoffen, am Morgen Richtung Nyalam schoenes
Wetter und damit eine klarere Aussicht auf die Berge des
Himalaya zu haben als heute gegen Abend. |
Herrliches Wetter, aber leider nicht
lange. Mit fortschreitendem Morgen nimmt die Bewoelkung
zu. Wir haben noch das Glueck, nach dem Lalung La
(5'050m) und dem Thong La (5'120m) den Shishapangma mit
8'013 m Hoehe klar zu sehen, dann geht leider der Vorhang
zu - Auswirkungen der Monsunzeit im "Tiefland"
von Nepal und Indien zu dieser Jahreszeit.
Wir muessen nicht bedauern, nicht in Nyalam
(=tibetisch/ uebersetzt Tor zur Hoelle)uebernaechtet zu
haben. Dieser letzte grosse Ort vor der tibetisch
chinesischen Grenze ist ein seelenloses, an den Hang
geklebtes Dorf mit dem einzigen Vorteil, dass es eine
Tankstelle hat, wo wir unsere letzten Yuan in Diesel
umwandeln koennen. Nur noch gut 30 km liegen bis zum
Grenzuebergang vor uns, die wir guten Mutes und voller
Spannung angehen. Nun, der Spannung (oder des Wassers
plus des Diesels) war zuviel - "zaegg", unsere
linke hintere Blattfeder ist dahin! Zaehneknirschend
packt Fredy wieder einmal sein Werkzeug und das
gluecklicherweise aus der letzten Reparatur noch
mitgefuehrte Zusatz-Federnblatt aus, entledigt sich des
Frischwassers wieder, de- und montiert den leeren Tank
und verstaerkt das ramponierte Federnpaket. Zum Glueck
hat er tuechtiges Hilfspersonal mit dabei, ich mit zwei
und der Guide mit drei linken Haenden! |
Nach dem trockenen Plateau Tibet taucht
man in eine andere Welt ein: Kraeftige Vegetation in
allen Schattierungen von Gruen, Blumen, bluehende
Gebuesche, Baeume, zum Teil voller Schmarotzer-Pflanzen
oder wegen der Naesse abgestorben als bizarre kahle
Skelette, Kaskaden an beiden Hangseiten, auch mal ueber
die Fahrspur und willkommene Wagenwaesche, tief unter uns
liegend der weisse Fluss und Kaskaden.
Durch das dschungelartig dicht bewachsene Tobel faellt
die Strasse der Schluchtenwand entlang von 3'750 m runter
auf die Grenzstation Zhangmu. |
Auf den letzten Kilometern kuendigen
entlang der schmalen Strasse abgestellte LKWs in
Warteposition den baldigen Grenzuebergang an. Der Ort
selbst ist in seiner unglaublichen Enge eine
Sehenswuerdigkeit und pulsiert von Leben, das sich
gezwungenermassen halbwegs auf der Strasse abspielt. Wir
rollen unbeirrt an diesen Kolonnen vorbei, bis wir
schliesslich vor der eigentlichen Zollstation stehen und
fuer die Formalitaeten zu Fuss die entsprechenden Beamten
anpeilen.
Den Camper unterzieht man bei dieser Ausreise am 17.
September 2004 nach dem Durchblaettern der chinesischen
Bewilligungen und dem Oeffnen seit der Einreise
verschlossen gehaltenen ominoesen Umschlags einer mehr
als oberflaechlichen Inspektion, kassiert US $ 40.- in
Devisen fuer die Exportabfertigung und versieht dann ohne
weiteres unsere Paesse mit dem unser Abenteuer
"Tibet" definitiv abschliessenden
Ausreisestempel. |