5.-17. September 2004 von Lhasa zur Grenze Tibet/Nepal

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Seit 14 Tagen sind wir bei Eintreffen in Lhasa mittlerweile in Tibet und eine gute Woche unterwegs auf zum groessten Teil Strassen, die diese Bezeichnung gar nicht verdienen. Aber es sind rudimentaere Moglichkeiten, von einem Ort zum andern zu gelangen und wichtiger Bestandteil des Reiselands "Dach der Welt". Unter "Westerners" ein stetes Gespraechsthema (wo in unsern heimatlichen Gefilden erfaehrt man schon so eine umfassende Palette ausgefahrener Naturstrasse in allen Schweregraden), wird dieser Umstand von den Tibetern gelassen hingenommen. Wir sind nicht die Einzigen mit mit Weh-Wehchen am fahrbaren Untersatz - das gehoert hier zum Alltag. Auf besonders "herausfordernden" Teilstuecken steht alle paar Kilometer und ueber die Paesse in diesen extremen Hoehenlagen alle paar Hundert Meter ein Pechvogel - je nach Eintritt des Schadenfalls mitten auf der Strasse oder bestensfalls am Wegrand. Unser Iveco verlangte hier auch nach zwei neuen Blattfedernpaketen (Kostenpunkt samt Einbau Y 2'680.-/sFr. 415.- total), einem neuen Windfluegel zu 40.- Y/sFr. 6.-- (mangels Iveco-Modell Jeep-Exemplar plus Modifizierung und Anpassung durch FB), erneutem Schweissen des Armaturenbrett-Quertraegers und natuerlich verschiedenster Ersatz-Schrauben. Weiters mussten wir uns nach nunmehr 25'000 km Reisekilometer vom ersten abgelatschten Pneu verabschieden.
Autofahren ist hier Gemuetssache und das zerstreut Lenken mit dem Natel am Ohr hat hier auch schon vereinzelt Einzug gehalten. Wichtigster Ausruestungs-Gegenstand allerdings ist die Hupe, die hier konstant im Einsatz ist. Vor allem in Staedtem und Ortschaften ist alles vorhanden fuer einen geregelten Verkehrsablauf: Markierungen wie doppelte Sicherheitslinien, Ver- und Gebots-Tafeln, Lichtsignale (in und ausser Betrieb), uniformierte Ordnungshueter mit Trillerpfeifen - wir haben bloss noch nicht herausgefunden, fuer wen! Wir werden unsern derzeitigen Fahrstil recht laeutern muessen, wollen wir am Steuer mal wieder vor den scharfen Augen der Schweizer Polizisten bestehen.
Lhasa ist fuer uns gleichbedeutend mit uns Wohlsein-Lassen. Wir wohnen im "Kirley Hotel", schlafen nach unserer Wahl aber im Camper. Wir bezahlen proforma fuer das guenstigste Doppelzimmer Y. 50.- pro Nacht, parken dafuer sicher und zentral im Hotel-Compound und machen ausgiebig Gebrauch vom kostenlosen Hotel-Waschservice. Die Hauptstadt liegt auf angenehmen 3'650 m ue.M., aber laengst haben wir uns akklimatisiert und fuehlen uns auch bei ueber 5'000m hohen Passuebergangen unbeeintraechtigt und gesund. Bemerkbar machen sich hoechstens durch die generelle Trockenheit unterwegs die trockenen Fingerkuppen mit kleinen, unangenehmen Rissen darin, die staubverkrusteten oder gar blutenden Nasenschleimhaeute, Koerper- und Gesichtshaut wie Greise oder Haelse wie Marabus - alles in allem nichts, was etwas Koerpercrème oder viel Trinken nicht beheben wuerde.
In unzaehligen Laeden und mobilen Verkaufsstaenden kann man sich eindecken. Grossen Anteil am Umsatz haben die verschiedenen Komponenten der Wander- und Trekking-Ausruestung von der eingestandenen Kopie von Markenprodukten (eine solche Goretex Jacke North Face mit warmen Futtereinsatz z.B. ist unter $ 20.- zu haben) bis zur angeblichen Original-Version. Souvenirs sind im Bakhor-Bezirk nicht wegzudenken, angefangen beim Silberschmuck mit Amber, Koralle und Tuerkissen ueber Gebetsmuehlen, von Buddha-Statuen in allen Groessen, Materialien und Formen bis zu Thangkas oder bunten Gebetsfahnen. Restaurants gibt es in Huelle und Fuelle in allen Variationen in Bezug auf Groesse, Speiseangebot, Preisklasse und natuerlich Sauberkeits-Standard. Nach ueber 5 Monaten unterwegs duerfen wir uns erlauben, mal wieder bescheidene westliche "Delikatessen" wie Pizza, Pommes Frites, Capuccino und Apple Pie anstatt lokaler Spezialitaeten im Snowland oder Dunya zu bestellen. Touristisch sind wir voll beschaeftigt. Wir besuchen den:

Jongkang
Seinen Ursprung hat der Jokhang Tempel im 7. Jht.. Er wurde erbaut, um die Mitgift der nepalesischen Prinzessin Bhrikuti, ein Bild von Mikyoeba(Akshobhya), zu beherbergen und ist ihr zu Ehren ostwaerts nach Nepal gerichtet. Zur gleichen Zeit wurde der Ramoche Temple errichtet, um das Bildnis von Jowo Sakyamuni (Sakya Thukpa), von der chinesischen Gattin Wencheng nach Tibet mitgebracht, unterzubringen. Aber die chinesische Prinzessin veranlasste, dass auch diese Statue zur sicheren Aufbewahrung ebenfalls in den Jokhang verlegt wurde. Dank dem fuenften Lama gewann im 17. Jht. Lhasa an Bedeutung und wurde Mittelpunkt der tibetischen Macht, worauf der Jokhang renoviert und vor allem drastisch erweitert wurde. Der Temple befindet sich auch heute in kontinuierlicher Renovation, wie auch wir unschwer feststellen koennen. Touristen werden am morgens und am Nachmittag zwischen 15.30 und 18.00h durch einen separaten Eingang gegen ein Entgeld von 55.- Y./Person eingelassen. Die Assembly Hall ist bei unserem Besuch voller Moenche, die gerade dabei sind, ihre Schriften zu rezitieren. Dabei wirken sie gar nicht etwa konzentriert, sondern haben noch genuegend Musse, untereinandern zwischendurch zu schwatzen, ueber mehrere Koepfe hinweg sich mit Zeichen zu verstaendigen und die gerade vom Oberhaeuptling verteilte Entlohnung nachzuzaehlen und zwischen den vielen Falten der roten Tuecher zu versorgen. Wir umrunden diese Gruppe und besichtigen, begleitet vom steten Gemurmel und vom Duft der vielen Raeucherkerzen, die vielen seitlichen Kapellen mit Abbildern unzaehliger Statuen der verschiedensten Buddhas, ueber deren Gesichter und Namen wir die Uebersicht verloren haben.
Ganz toll ist die Aussicht vom goldenen Dach des Tempels ueber die benachbarten Daecher von Lhasa und natuerlich in westlicher Richtung auf den erhabenen, alles dominierenden Potala. Das Wetter laesst allerdings mit einzelnen Regentropfen und grauem Himmel etwa zu wuenschen uebrig.
Rund um den Jokhang sind auf der kleinen Kora und durch die Strassen des Bakhor-Bezirks auf der grossen Kora Pilger allen Alters und Herkunft unterwegs (wie man sie natuerlich ebenfalls bei der Umrundung des Potala antrifft). Am spaeten Nachmittag ist das Sonnenlicht ideal. Wir stehen mit Kameras bewaffnet auf dem grossen Platz vor dem Tempel und machen eine Reihe Schnappschuesse von den vielen interessanten Gestalten und Gesichtern. Wie schon auf unserer Reise vor Jahren in Zentralamerika erlebt, haben auch hier die alten Weiblein Zeit, neben dem inbruenstigen Gebete murmeln und Gebetsmuehlen schwingen noch kurz Fredy ueber die behaarten Arme zu streicheln. Fuer sie ist das ein Phaenomen, da die Tibeter keine Koerperbehaarung an Armen, Beinen und auf der Brust haben.

Potala
Der Potala ist die traditionelle, aber heute verlassene Residenz der Dalai Lamas und steht als Erinnerung an die tibetische Hoffnung auf Selbst-Verwaltung. Frueher stand im 7. Jht. an dessen Stelle der 130 m hohe "red Hill", der Palast des Koenigs Songtsen Gampo. Der fuenfte Lama begann hier 1645 den Bau des Weissen Palastes (Karpo Potrang) und zuegelte drei Jahre spaeter in diese neue Residenz. Er veranlasste auch den Ausbau des Roten Palasts (Marpo Potrang), starb aber vor dessen Fertigstellung. Sein Tod wurde geheimgehalten und erst 12 Jahre spaeter nach Abschluss der Bauarbeiten verkuendet, als er im neuen roten Palast auch beigesetzt werden konnte.
Der Potala war fuer die nachfolgenden Lamas seither Wohnsitz. Nach der Errichtung des Norbulingka Sommer-Palastes im spaeten 18. Jht. wurde er allerdings nur noch als Winter-Residenz genutzt, war aber Sitz der tibetischen Regierung. Im fruehen 20. Jht. unternahm der 13. Lama noch einige Umbauten und Aenderungen am Weissen Palast. Waehrend der Vergeltungsmassnahmen wegen des populaeren Widerstandes von 1959 gegen die Chinesen nahm er zum Glueck nur leichten Schaden. In der Zeit der Kultur-Revolution wurde er dank Zhou Enlai vom dessen eigenen Truppen geschuetzt. 1980 wurde er der Oeffentlichkeit wieder zugaengig gemacht und 1995 eine 4 Mio. US $ Renovation beendet.
Zu seiner Besichtigung muessen wir zuerst zu Fuss den Huegel erklimmen, was uns bedenklich schnaufen laesst. Entgegen seiner luftigen Lage ist das Innere fuer mein Empfinden zwar beeindruckend aber eher duester und mit seinen verwinkelten Gaengen fast unheimlich. In unzaehligen Raeumen und Kapellen sitzen betende oder meditierende Moenche, oftmals in Gesellschaft von Katzen, und lassen die Besucher an sich vorueberziehen. Auf dem Dach des Weissen Palasts liegen die Privatgemaecher und offiziellen Empfangsraeume des 13. und 14. Lamas. Gleich ihnen geniessen wir die erhebende Aussicht auf die Stadt Lhasa.

Bevor wir die unzaehligen Stufen zurueck zu den normal Buergerlichen wieder unter die Fuesse nehmen staerken wir uns mit einem kuehlen Getraenk und statten auch dem stillen Oertchen - ebenfalls sehenswert noch im Original-Zustand - einen Besuch ab

Drepung Monastry
Das 1416 gegruendete Drepung Kloster der Gelupa-Glaubenrichtung liegt 8 km ausserhalb von Lhasa. Wir spazieren durch die Anlage und geniessen die Aussicht zurueck auf die Hauptstadt. Von da aus kontrollierten die fruehen Lamas ganz Zentraltibet und die Graeber des zweiten, dritten und vierten Lamas befinden sich deshalb hier. Als sich der fuenfte Lama im fruehen 17. Jht. zum Bau des Potalas entschloss, lebten zwischen 7'000 und 10'000 Moenche in diesem Kloster, heute sind es nur noch um die 600.

Die Haupt-Versammlungs-Halle ist die groesste Baute im ganzen Komplex und hat mit seinen 180 tragenden Holzsaeulen und den vielen Thangkas (Buddha-Bilder auf Pergament gemalt und in bunte Stoff eingefasst) eine spezielle Atmosphaere.
Imposant ist vor allem auch die grosse alte, verrauchte Kueche, die hier besucht werden kann und ein merkwuerdiges Sammelsurium von Althergebrachten Geraetschaften bis zum Dampfkocher aus heutiger Zeit umfasst. Fuer einmal gebe ich zusatzlich zum Eintritt noch zweimal Fotogebuehren aus, um diese Eindruecke fotographisch zu dokumentieren.
Sera Monastry
Dieses, ebenfalls aus der Gelugpa-Schule, stammt aus dem 15. Jht., hatte einst eine grosse Moenchsbevoelkerung und war beruehmt fuer seine fuenf Lehranstalten. Zur Zeit der chinesischen Invasion 1959 waren allerdings nur noch deren drei in Betrieb (Sera Me fuer die fundamentale Lehre des Buddhismus, Sera Je zur Instruktion von Moenchen aus ausserhalb Tibets und Sera Ngagpa fuer Studien der Tantrics) und der Komplex ueberstand sie mit nur relativ leichtem Schaden. Die ganze Anlage ist im Gegensatz zu den andern voller Baeume, die ein angenehmes Klima schaffen.
Und "last but not least" suchen wir das Royal Consulate of Nepal auf, wo wir innert 24 Std. ohne Probleme fuer 255.- Y./Person das uns noch fehlende Besuchervisum fuer das naechste Land auf unserem Reiseplan erhalten.
Fuer einen 2-taegigen Abstecher fahren wir erst zum Drigung Til Monastry, dem 1167 gegruendeten Hauptkloster der Drigungpa Schule. Heute leben hier noch gut 200 Moenche. Wir entrichten unseren Obolus von je 25.- Y., aber die meisten Pforten zu den verschiedenen Tempel sind, bis wir gegen Abend eintreffen, schon geschlossen. Wir koennen nur noch die Main Assembly Hall besichtigen und steigen anschliessend bergwaerts. Die 180o-Aussicht ueber das tieferliegende Drigung-Tal mit dem silbrig glaenzenden Fluss ist allein schon einen Besuch wert.Wir gelangen zur heiligsten Sky burial Site von Tibet ueberhaupt. Die Glaeubigen reisen ueber Hunderte von Kilometern an, um ihre Verstorbenen hierher zu bringen. Der Leichnam wird nach Gebeten, deren Laenge von den Spenden der Angehoerigen abhaengt, oberhalb des Kloster auf einem runden speziellen Platz den Voegeln zum Frass hingelegt. Damit die Raubvoegel und Kraehen auch die Knochen verzehren, werden diese zusaetzlich mit Tsampa vermischt. Alle persoenliche Habe des Toten wird den Hang hinunter geworfen und verrottet irgendwann.
Auch am Abend unserer Uebernachtung wurde zu Pferd wieder ein Toter in Sack verschnuert angeliefert. Als wir vom Rundgang auf den Klosterhof zurueckkehrten, ist viel rotes Tuch um unseren Camper herum auf den Beinen und wenig spaeter versammeln sich die Moenche vor dem Tempel, um dem Toten zu Ehren ganze Litaneien an Gebeten zu murmeln.

Fuers Tidrum Nonnenkloster jagt uns unser Guide 2 Std. lang ueber Stock und Stein. Nach anfaenglich sandiger Strasse fahren wir bald auf einem steinigen immer schlechter werdenden Weg, am Schluss nur noch mit 15 km und gar in 4-Rad-Antrieb und Untersetzung auf ueber 5'000 m hoch. Ich ueberlege mir noch, dass die Nonnen vermutlich ganz haessliche Gestalten seien, wenn man sie so weitab verstecken muss. Zu guter Letzt stehen wir nicht wie erwartet vor dem Kloster sondern ambitteren Ende des Wegs hinter LKW und Leuten, die eben erst daran sind, eine Fortsetzung der Strasse zu bauen. Ein Palaver zwischen Guide und Arbeitern bringt's an den Tag - leider ist's das falsche Tal!

Wir verzichten auf weitere Versuche und drehen anschliessend nordwest-waerts. Wir folgen dem Flusslauf des Rong Chu, der uns entgegen fliesst, und erleben eine ganz andere Landschaft. Hier leben sesshafte Bauern, deren Haupteinkommen aus dem Ackerbau kommt. Viele von ihnen sind mit ihren Familienangehoerigen zur Zeit daran, den Raps per Handsichel zu maehen und vereinzelt auch schon die Gerste einzubringen. Was man so Strasse nennt gestattet uns einen Schnitt von 20 km/h. Immer wieder muessen wir Tuempel und Wasserstellen der dem Hauptfluss Wasser zufuehrenden Baeche aus unzaehligen Seitentaelern durchqueren. Ungeachtet dessen ist die Fahrt ueber diese 70 km eine Augenweide durch eine fruchtbare, im Sonnenlicht satt leuchtende Gegend.
In Phodo Dzong wechselt das Bild. In der Umgebung dieses Kreuzpunktes sind erstmals wieder Nomaden zu sehen. Ab da dann fahren wir durch Weideland und an Yak- und Ziegen-, vereinzelt Schaf-Herden vorbei. Dieses 50 km Verbindungsstueck zur Route 109 bringt die Touristen zum Reting Monastry, auf dessen Besuch wir verzichten. Es ist doppelt so breit wie der Weg bis anhin, aber hat auch mindestens doppelt so viele Schlagloecher über die ganze Breite verstreut, da sie von LKWs, die Kies und Steine transportieren, befahren wird.
Bei Danzhung biegen wir auf die Hauptverbindung ein, und wirklich reicht der Teer von Lhasa her bis hierher. Aber 16 km spaeter haben uns die Schlagloecher wieder auf der Zufahrt zum Namtso Lake. Bevor wir 40.- Y. pro Kopf Tribut fuer den Nationalpark Namtso entrichten koennen und dafuer zwei Plastiksaecke fuer den "rubbish" in die Hand gedrueckt erhalten, muss erst noch ein Plattfuss vorne links gewechselt werden. Zum Glueck bessert sich die Naturstrasse etwas und wir koennen einigermassen fluessig auf den 5'203 m hohen Largen La fahren und von da einen ersten Blick auf unser Tagesziel, den blauen Namtso Lake werfen. Dieser See liegt auf 4'718 m Hoehe und ist mit 70 km Laenge und 30 km Breite der zweitgroesste Salzsee in China. Seine Ufer sollten mit Zelten der Nomaden und ihren Herden gepunktet sein, aber wir sehen auf der ganzen heeren Weite nicht eine Behausung oder ein Stueck Vieh, da diese jetzt im Spaetsommer bereits in die tieferen Lagen gewechselt haben.
Wie die meisten Touristen steuern wir auf Tashi Dor Monastry auf einer Halbinsel am Suedostuefer zu. Das Kloster besteht eigentlich nur aus einer kleinen Kapelle unweit der Uebernachtungszone, wo saisonale Zelt- und Budenstaedte stehen. Wir pruefen die noch angenehme Wassertemperatur am Ufer unten, parken mitten auf dem Uebernachtungs-Gelaende (haben aber trotzdem unweit von uns in Hoerweite einen Generator uebersehen, wie sich beim Einnachten herausstellt) und machen uns auf, den kleineren der beiden Huegel mit freier Sicht auf den See zu besteigen. Die Bewaeltigung der zusaetzlichen 150 m bringt uns auf dieser Meereshoehe ganz schoen ins Schnaufen!

Dafuer erscheint dann das Wasser auch wirklich so blau oder stellenweise tuerkis wie im Reisefuehrer beschrieben, und sogar der 7'111m hohe Nyenchen Tanglha und das umliegende Massiv lassen sich blicken. Bald darauf ziehen schwere Wolken auf und der Himmel wird relativ frueh dunkel. Ueber Nacht wandeln die Berge und Huegel ennet dem See ihr Gesicht total, sind bis auf See-Ebene hinunter weiss verschneit, so dass wir an naechsten Morgen fasziniert eine voellig neue Gesicht der Umgebung geniessen.
Unsere Tage in Tibet und somit auch in Lhasa sind gezaehlt. Vorbei am Sommerpalast Norbulingka und weiter ausserhalb der Stadt an einem in Fels gehauenen Buddhat aus dem 11. Jht. verlassen wir am Montag, den 13. September 2004, die Hauptstadt. Die Strasse folgt dem Lhasa-Fluss und ist mit Birken und Pappeln bestanden, deren Laub schon gelb zu werden beginnt - der Herbst naht. Erstmals seit Tagen haben wir einen strahlend blauen und wolkenlosen Himmel. Nachdem wir immer wieder beim Guide "gebohrt" und nicht nachgelassen und Fredy ihn in ein Hotel von Gyantse zwecks naehrer Abklaerungen anrufen geheissen hatte, ist eingetreten, was wir nicht mehr zu hoffen gewagt hatten. Wir fahren stadtauswaerts auf der urspruenglich geplanten Route via Gyantse, die angeblich gesperrt sein sollte, und muessen nicht auf derselben Route zurueckkrebsen, auf der wir hierher gekommen sind.
Da die direkte Verbindung wegen der Strassenarbeiten ueber den Kamba-la gesperrt ist, muessen wir einen Umweg von 34 km in Kauf nehmen und erst fast die 85 km bis zum internationalen Airport rausfahren. Da schlagen wir einen Haken schlagen und drehen beim Kloster Gongkat ab. Von der Strassenqualitaet da wollen wir nicht reden, wir haben es ja so gewollt - aber der Ausblick ueber das durchquerte Flusstal und die huebschen Siedlungen in den Anhoehen mit ihren terrassierten Kornfeldern entschaedigen uns fuer alles Gerumpel. Nach 111 km stehen wir auf einen kleinen Pass von 4'728 m und eine Kehre spaeter erblicken wir den herrlich blauen Yamdrok See. Die kleinen Doerfer, im Winter von der Umwelt abgeschnitten, sehen hier mit zweistoeckigen Haeusern, meist aus Steinen gefertigt, ganz anders fast wie kleine Kastells aus. Ueberall steht hier in der Hoehe noch das Korn in den Feldern. Zum Teil sind die Aecker so mager bestanden, dass, wo bereits reif, nicht bemaeht sondern die einzelnen Halme von Hand ausgerupft werden.

Am Kopfende dieses auch Skorpion-See genannten Wassers duempeln zwei Faehren im See, sind aber nicht mehr in Betrieb. Der Yamdrok-See gehoert fuer die Tibeter zu den vier heiligen Seen, waehrend die Chinesen darueber praktischer denken. Fuer sie ist er ein Mittel, um mit der hydroelektrischen Anlage Strom zu fabrizieren, und obwohl der Dalai Lama gegen diese Nutzung war, begannen 1997 die Turbinen trotzdem mit ihrer Produktion. Dieses Projekt ist eine kontroverse Angelegenheit. Da der See keinen unmittelbaren Zu- und auch keinen Abfluss hat fuerchtet man, dass er in 20 Jahren ausgetrocknet sein koennte, obwohl die chinesischen Wissenschaftler darauf hinweisen, dass mit ueberschuessigen Strom wieder Wasser in den See hinaufgepumpt werde.
Unmittelbar nach der Anlegestelle muessen wir bei km 142 nach Chushul einen Zwangshalt machen, da angeblich das Government den Stand der Strassenbauarbeiten ueberprueft. Allzu fortgeschritten sind sie noch nicht, und wie gehabt geht es weiter manchmal fast im Schritttempo auf scheusslichster Strasse um den noerdlichsten schmalen Seearm. Ein beruhigendes Zeichen, dass die Strasse wirklich durchgehend ist, sind die einzelnen gecharterten Landcruiser mit andern Touristen, die sich in derselben Richtung wie wir bewegen.
Nach Nangartse verlassen wir den See endgueltig und fahren gemaehlich zwischen fast schwarzen Bergen bis auf den 5'025 m hohen Karen La.
Jenseits der Passhoehe fahren wir direkt am 7'191 m hohen Mt. Nojin Kangtsang (Nazin Kang Sa)-Massiv und in minimaler Distanz an seinem Gletscher vorbei. Als wir Touristen auftauchen und fuer eine Foto halten, sind wir sofort von Einheimischen umringt, die polierte Steine an den Mann resp. die Frau bringen wollen. Fredy wacht darueber, dass ich nicht allzu weich und das Campergewicht nicht uebermaessig erhoeht wird, und so ist nur einer ist der glueckliche Verkaeufer. Dafuer muss er recht mit dem Preis tauchen, von urspruenglich 100.- auf 30.- Y.
Das kleine Fluesschen, dem wir anschliessend folgen, mausert sich dann irgendwann zu einem Stausee von tuerkisgruener photogener Farbe. Die Gegend ist herrlich und wird im immer waermer werdenden Abendlicht immer malerischer. Nach 7 Std. Fahrt und 287 km erreichen wir nach Gyantse. Die Stadt wird dominiert von burgartigen Regierungsgebaeuden, so dass man das darunter gelegene Kloster fast uebersieht. Der grosse, ebenfalls weither sichtbare Stupa ist beruehmt. Aber wir wollen trotz aller Herrlichkeit noch nicht hier stoppen, sondern am selben Tage noch 1 3/4 Stunden weiter bis nach Shigatse fahren, damit wir am naechsten Tage nicht eine zu lange Strecke bewaeltigen muessen. Wollen wir nach Tingri wirklich hoch zum Everest Base Camp, muessen wir den Zeitplan einhalten und am Ball oder besser gesagt, auf den Raedern bleiben.
Genuegend Wasser und Diesel gebunkert und ab die Post bei Tagesanbruch. Die Strecke von Shigatse nach Lhatse ist uns von der Herreise her bekannt, aber zum Glueck sieht sie von der anderen Seite aus und erst noch bei strahlend schoenen Wetter befahren mit den geradezu leuchtenden Kornfeldern ganz anders aus.

Ueberall sind die Familien am Korn schneiden. Jede Gruppe singt bei der Arbeit und der Gesang schwebt wie ein Kanon ueber der ganzen Ebene und wiederholt sich auf jedem Feld. - dies ungeachtet von harter Arbeit und Widrigkeiten wie von stehendem Wasser bedeckten Boeden, in deren Nass die Leute in ihren normalen Kleider und Schuhen stehen. An den miesen Strassenverhaeltnissen hat sich jedoch seit der Herfahrt nichts geaendert! Mit grosser Staubwolke hintennach ziehen wir ueber die loechrige, wellige Kiesstrasse und ueber den Tsuo La.
Kurz vor Lhatse um 11.30 h halten wir erneut. Diesmal bei der Gruppe von Bikern von Adventure Tours aus Affoltern, die auf offenem Feld ihre Ruhepause und und Picknick zum Lunch geniessen. Wir werden herzlich willkommen geheissen und auch gerade mitverpflegt. Unserem Guide schmeckt dashalbwegs schweizerische Menue nicht so ganz und er bittet darum, beim Lhatse Hotel einen kurzen Halt einzulegen, damit er sich noch auf chinesisch sattessen kann.
Nach Lhatse folgen wir der stetig steigenden Strasse bis auf den Gyantso La von 5'220 m und begegnen kaum mehr Leuten, nur noch wenigen Vehikel und ein Paar Yaks. Zum ersten Mal erblicken wir beim Eingang zum Qomolangma Nationalpark im Hintergrund klar den Mount Everest mit seinen benachbarten Gipfeln. Sollte wider Erwarten das Wetter umschlagen, machen wir zur Vorsicht mal ein erstes Foto.
Am Abend stehen wir beim Dingri Hotel im Hof und verschlingen den im Dampfkochtopf vorgekochten Yak-Goulash, der rechte lange Zeit brauchte, um ueberhaupt "lind" zu werden. Wir haben bereits unsere Tickets fuer das Qomolangma National Nature Preserve geloest, damit wir morgen frueh keine Zeit damit verlieren: 65.- Y. pro Person und 405.-- fuer Autos.
Der 15. September2004 ist erneut ein strahlend schoener Tag - gerade richtig, um den Mount Everest zu besuchen. Es ist schoen, so in den erwachenden Tag hinein zu fahren, wenn nur das Aufstehen nicht waere. Da man mich im Wonderland mit einem Kuchen versetzt hat, bereit ich dem heutigen Geburtstagskind Fredy wenigstens einen feinen Zmorge zu: French Toast.
11 km ausserhalb New Tingri (Shegar) verlassen wir die Hauptstrasse und haben bereits einen Check Point hinter uns. Am offiziellen Eingang zum Qomolangma National Nature Reserve in Chay dauert es dann eine ganze Weile, bis die Billets entwertet sind und der Guide wieder erscheint. Auf relativ kurzer Distanz erreichen wir den Pang La mit 5'120 m Hoehe. Und da tut sich uns ein wunderbarer Blick auf den ganzen Himalaya Range. In Reih und Glied stehen sie, die 8'000er - von Westen her gesehen: Cho Oyo/ 8'201m, Gyachung/knapp 8000m, Qomolangma=Everest/ 8'848m, Lothse/ 8'516m, Makalu/ 8'463m mit strahlend weiss verschneiten Haengen und darunter ein dichtes Nebelmeer - diese Ansicht ein einmaliges Geburtagssgeschenk. Wir erwerben tibetische Gebetsfahnen als Souvenir, welche an der Rinderweidstrasse bei unserer Rueckkehr in die Schweiz unsere Ankunft verkuenden sollen.
Erdstrasse fuehrt dann in endlosen Kurven hinunter ins Dzaka Valley. Der Nebel streicht die Haenge empor aufwaerts, aber wir befinden uns nur kurz darin und bald unter dieser Schicht. Bei Tashi Dzom erreichen wir die Talsohle und auf schlechtester Ruettelstrasse fahren wir erst westwaerts, meist ohne die Bergpracht sehen zu koennen. Ueberall wird auch hier auf den Kornfeldern gearbeitet und die Szenerie mit den vielen Garben-Gruppen, den satten manchmal noch gruenen, meist aber gelben bis braeunlichen Felder ist praechtig. Nach Choezdom drehen wir dann suedwaerts und bergwaerts und etwa eine halbe Stunde bevor wir Rongphu Monastry mit 5'011 m erreichen, kann man endlich den Everest in seiner vollen Groesse erblicken. Unzaehlige Expeditionen versuchten den Gipfel dieses hoechsten Berges der Welt zu erreichen. Mir ist unerklaerlich, was diese Bergsteiger zu solchen Strapazen durch Eis und Schnee in duennster Luft treibt. Als Ersten gelang es am 29. Mai 1953 dem Neuseelaender Edmund Hillary und Sherpa Tenzing Norgay zu einer Zeit, als die Ausruestung noch nicht so ausgefeilt war wie heute.
Wir sind nicht die einzigen Touristen hier. Im Rongphu Hotel ist gerade "Schicht-Wechsel". Jetzt gegen 13.00h reisen diejenigen ab, die gestern Abend angekommen und heute morgen das Base Camp besucht haben. Wir essen erst mal einen kurzen Lunch. Fredy waere bereits, die restlichen gut 6 km von Rongphu zum Mount Everest Base Camp zu Fuss zurueckzulegen, ich plaediere fuer eines der kleinen 2-Personen-Pferdefuhrwerke. Um 13.45h starten wir - inspiriert durch die dick vermummten andern Reisenden, einige gar mit Sauerstoff-Patronen ausgeruestet - warm angezogen.
Wir merken bald, dass wir das Fuhrwerk mit dem lahmsten oder aeltesten Gaul erwischt haben. Der Kutscher schwingt zwar seine Seil-Peitsche neben dem Pferde oder ab und zu mal in dessen Hinterbeine, ruft staendig "chui". Aber das alles hilft nichts und er geht fortan zu Fuss. Bei Wegstein 5km vor Camp verlaesst auch Fredy bei einer Steigung den Karren, weniger spaeter bei 3,5km kapituliere auch ich, denn das Gefuchtel und Peitsche schwingen ist nicht angenehm. Ohne Passagiere schafft der Kutscher es knapp, noch vor uns schweratmenden notgedrungenen Wanderern fast 1 ½ Std. spaeter ins Base Camp einzufahren. Eine ganze kleine Zeltstadt mit primitiven Restaurants markieren den Endpunkt des Ausflugs. Ebenso zelten verschiedene Gruppen da oben. Der einst strahlend blaue Himmel hatte sich inzwischen jedoch immer mehr mit Wolken gefuellt, die nun unser Ziel, den Mount Everest, verdecken! Wir warten sicher eine halbe Stunde lang an der Sonne, die auf dieser Hoehe noch so erstaunlich kraeftig ist, dass wir Faserpelz und Windjacke ausziehen muessen, aber keine Besserung tritt ein. Immerhin koennen wir, da es nun hauptsaechlich abwaerts oder ebenaus geht, auf dem Rueckweg bis auf eine kurze Gegensteigung zurueck nach Rongbuk Monastry fahren. Dort angekommen, erwartet der Fahrer sogar noch ein Trinkgeld fuer den "super" Transport.
Am naechsten Tag stehen wir frueh auf und muessen sogar noch warten, ehe es nach 7.30 h hell wird. Der Everest praesentiert sich klar mit einem Nebelmeer zu seinen Fuessen. Als wir bei den Rosskutschen stehen, zieht noch mehr Nebel ins Tal und vor den Berg und wir zoegern est, ob wir nochmals losfahren sollen. Unterwegs sieht es bedenklich aus und ich zweifle insgeheim, ob nicht auch dieser Ausflug "fuer die Katz'" sein wird. Viel schneller als am Vortag kommen wir mit dem heutigen Fuhrwerk auch nicht voran, und zumindestens Fredy erbarmt sich des Gauls und marschiert wieder ein Stueck zu Fuss. Das Base Camp schliesslich liegt bar jeden Nebels, der waehrend unserer langen "Anreise" sich aufgeloest hat. Es ist saukalt, aber als dann die Sonne hinter den Bergruecken hervorbricht, ist alles Frieren vergessen. Ein unvergesslicher Anblick dieses hoechstens Berges der Welt. Es sind noch viele andere Fruehaufsteher unterwegs, alle dick vermummt, und wir knipsen uns gegenseitig ab, um Erinnerungsbilder zu haben an dieses Augenblick.

Unser Fuhrwerk hat hinten platt - dies allerdings schonauf dem letzten Wegdrittel. Aber ein Tibeter flickt nicht etwa als wir im Camp oben angekommen sind in der fast einen Stunde Aufenthalt den Reifen, sondern trinkt in aller Seelenruhe Tee und lamentiert nachher, er koenne uns nicht mehr zurueckfahren. Wir kennen kein Pardon, denn der Reifen sowieso von der Bergfahrt her futsch und wir deuten ihm, dass wir uns auf die entgegengesetzte Seite setzen und er so trotzdem uns zurueckfahren kann. Allerdings stellt er sich dann dumm, bringt seinen Gaul nicht in Schwung, bis ihm Fredy die Peitsche aus den "Tappen" nimmt, damit kloepft und so das Ross einigermassen in Schwung bringt. Auf halbem Weg koennen wir spaeter umsteigen und finden einen flotteren Kutscher, der uns in absehbarer Zeit zurueckbringt. Im Hotel herrscht viel Betrieb und wir finden viele Backpacker zum Plaudern, bevor wir nach einem Blick auf das Kloster Rongbuk mit seiner Stupa uns auf den Weg machen.
14 km nach Start biegen wir in die Lotterstrasse Richtung Old Dingri ab, die nach Auskunft von Einheimischen aber nicht von Trucks (damit meinen sie jeweils unser Vehikel) befahren werden koenne. Den Grund dafuer sehen wir, als wir in der Folge ueber Gestein und Sumpfloecher schwanken. Auf dem hoechsten Punkt bei einigen leichten Schneeflocken auf 4'700 m machen wir Mittagsrast und suchen uns dann den Weg durch ein Riesenbachbett voller runder grosser Fluss-Steine und anschliessend dem Tal entlang mit ausgiebig Moeglichkeiten zum Schraeghangfahren, was ich wie die Pest hasse. In einem kleinen Ort verirren wir uns fast. Die Einwohner haben die normale Strasse gesperrt und auf allen trockenen Flaechen reifes Korn zum Dreschen gelagert. Der Verkehr muss sich einfach auf Umwegen zwischen Zaeunen, Graeben und Boeschungen hindurchschlaengeln. Man merkt, dass hier staendig Touristen vorbeikommen. Die Erwachsenen zum Teil und vor allem die Kinder winken und machen anschliessend gerade die hohle Hand. Schon der Nachwuchs der Nomaden in den Huegeln oben strotzte nur so von Dreck und "Schnudernasen", der in den Doerfern ist trotz reichlich vorhandenem Wasser nicht viel besser dran.
Da wir einmal auf Anweisung des Guides nach einem Stueck mit vielen Wasserlaeufen und Tuempel nicht ueber die Bruecke links sondern geradeaus weitergefahren sind, erreichen wir Old Dingri nur mit viel Glueck ueber einen kleinen Steg vom andern Ende her. Viel ist hier nicht los hier, aber wir fahren gerade an einer dieser kleinen Universal-Werkstaetten vorbei, wo man schweissen und uns so den wieder gebrochenen Lufttank-Halter ein weiteres Mal reparieren kann. Wir uebernachten im Hof des Am do Hotels mit andern Reisenden zusammen, die wir auf dem Weg hierher schon mehrmals getroffen und gesprochen haben. Wir haben kurzfristig beschlossen, schon hier zu stoppen und hoffen, am Morgen Richtung Nyalam schoenes Wetter und damit eine klarere Aussicht auf die Berge des Himalaya zu haben als heute gegen Abend.
Herrliches Wetter, aber leider nicht lange. Mit fortschreitendem Morgen nimmt die Bewoelkung zu. Wir haben noch das Glueck, nach dem Lalung La (5'050m) und dem Thong La (5'120m) den Shishapangma mit 8'013 m Hoehe klar zu sehen, dann geht leider der Vorhang zu - Auswirkungen der Monsunzeit im "Tiefland" von Nepal und Indien zu dieser Jahreszeit.
Wir muessen nicht bedauern, nicht in Nyalam (=tibetisch/ uebersetzt Tor zur Hoelle)uebernaechtet zu haben. Dieser letzte grosse Ort vor der tibetisch chinesischen Grenze ist ein seelenloses, an den Hang geklebtes Dorf mit dem einzigen Vorteil, dass es eine Tankstelle hat, wo wir unsere letzten Yuan in Diesel umwandeln koennen. Nur noch gut 30 km liegen bis zum Grenzuebergang vor uns, die wir guten Mutes und voller Spannung angehen. Nun, der Spannung (oder des Wassers plus des Diesels) war zuviel - "zaegg", unsere linke hintere Blattfeder ist dahin! Zaehneknirschend packt Fredy wieder einmal sein Werkzeug und das gluecklicherweise aus der letzten Reparatur noch mitgefuehrte Zusatz-Federnblatt aus, entledigt sich des Frischwassers wieder, de- und montiert den leeren Tank und verstaerkt das ramponierte Federnpaket. Zum Glueck hat er tuechtiges Hilfspersonal mit dabei, ich mit zwei und der Guide mit drei linken Haenden!
Nach dem trockenen Plateau Tibet taucht man in eine andere Welt ein: Kraeftige Vegetation in allen Schattierungen von Gruen, Blumen, bluehende Gebuesche, Baeume, zum Teil voller Schmarotzer-Pflanzen oder wegen der Naesse abgestorben als bizarre kahle Skelette, Kaskaden an beiden Hangseiten, auch mal ueber die Fahrspur und willkommene Wagenwaesche, tief unter uns liegend der weisse Fluss und Kaskaden.
Durch das dschungelartig dicht bewachsene Tobel faellt die Strasse der Schluchtenwand entlang von 3'750 m runter auf die Grenzstation Zhangmu.
Auf den letzten Kilometern kuendigen entlang der schmalen Strasse abgestellte LKWs in Warteposition den baldigen Grenzuebergang an. Der Ort selbst ist in seiner unglaublichen Enge eine Sehenswuerdigkeit und pulsiert von Leben, das sich gezwungenermassen halbwegs auf der Strasse abspielt. Wir rollen unbeirrt an diesen Kolonnen vorbei, bis wir schliesslich vor der eigentlichen Zollstation stehen und fuer die Formalitaeten zu Fuss die entsprechenden Beamten anpeilen.
Den Camper unterzieht man bei dieser Ausreise am 17. September 2004 nach dem Durchblaettern der chinesischen Bewilligungen und dem Oeffnen seit der Einreise verschlossen gehaltenen ominoesen Umschlags einer mehr als oberflaechlichen Inspektion, kassiert US $ 40.- in Devisen fuer die Exportabfertigung und versieht dann ohne weiteres unsere Paesse mit dem unser Abenteuer "Tibet" definitiv abschliessenden Ausreisestempel.

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